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A-6.4.2.1 Vor Ort härtendes Schlauchlining
 
Verfahren
a) Technisches Regelwerk
DWA-Merkblatt [DWA-A 143-3]
b) Allgemeine Verfahrensbeschreibung
Die Vor-Ort-härtenden-Schlauchlining-Verfahren stellen heute das Standard-Renovierungsverfahren dar.
Beim Schlauchlining-Verfahren in Leitungen werden i. d. R. vor Ort mit Kunstharz getränkte Gewebeschläuche in die Leitung eingestülpt (Inversionsverfahren). In der Leitung werden die Liner mit Luft- oder Wasserdruck gegen die Altrohrwand aufgestellt und gegen die Rohrwand gepresst und dann ausgehärtet. Die Aushärtung erfolgt i. d. R. unter Wärmeeinfluss (Umgebungstemperatur, Heißwasser oder Dampf) oder durch Lichtstrahlung (LED-Strahler, blaues Licht).
Die Linerwanddicke richtet sich nach den statischen Erfordernissen. Der Wandaufbau der Schlauchliner ist systemabhängig und i. d. R. dreischichtig:
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Außenfolie/-beschichtung;
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Trägermaterial mit Harz getränkt (ggf. mehrlagig);
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Innenfolie/-beschichtung.
Auf die Außenfolie wird in der Praxis teilweise verzichtet, um eine Verklebung mit dem Altrohr (nicht gesichert) zu erreichen (keine sichere Anwendung).
Die Trägermaterialien bestehen entweder aus Synthesefaserfilz oder Textilgeweben (korrosionsbeständig).
Bei den Kunstharzen handelt es sich um Epoxidharz (EP-Harz), ungesättigtes Polyesterharz (UP-Harz) oder Vinylesterharz (VE-Harz), teilweise styrolfrei.
Die Folien-/Beschichtungen bestehen i. d. R. aus PE-HD, PP, PA, PVC-U, PU oder entsprechenden Kombinationen.
Die Außenfolien werden erst vor Ort, vor Einbau des Liners, in das Altrohr eingebaut (Preliner).
Der Einbau im Inversionsverfahren erfolgt üblicherweise über eine geschlossene Drucktrommel oder eine kleine Druckkammer, die je nach räumlicher Situation auch vom Gebäude aus eingesetzt werden kann. Der Liner kann entweder mit offenem oder geschlossenem Ende eingebaut werden. Das geschlossene Ende ist im Anschluss zu entfernen.
Liner sind i. d. R. auch für den Einsatz im Bereich von z. B. Bogenformteilen und Querschnittsveränderungen sehr gut geeignet.
Nach Fertigstellung (Aushärtung) des Liners werden die seitlichen Anschlüsse von der Leitung aus geöffnet. Die Lineranbindungen an den Schächten müssen ebenfalls wasserdicht mit der Bausubstanz verbunden werden. Die Ringraumabdichtung am Rohrende erfolgt vorzugsweise mit Linerendmanschetten oder direkt am Schachtunterteil mit Ortlaminat bzw. EP-Harzverspachtelung (spezielle Produkte).
c) Beispiele für zugehörige Verfahren und Varianten
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BLUELIGHT F-Liner
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Brawoliner (RAL-GZ: S29.02);
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epros DrainLiner (RAL-GZ: S29.07);
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RS MaxLiner (RAL-GZ: S29.10);
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lineTEC ProFlex (RAL-GZ: S29.14);
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PAA-F-Liner.
Anwendungsbereich
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Alle Schadensbilder, sofern die Standsicherheit nicht gefährdet ist;
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Alle Rohrwerkstoffe (systemabhängig);
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DN 100 bis DN 200 (systemabhängig) ;
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Wiederherstellung der statischen Tragfähigkeit i. d. R. möglich.
Technische Anforderungen und Randbedingungen
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Die unterschiedlichen Linersysteme müssen hinsichtlich Wandaufbau, Materialien und Härtungssystematik optimal auf einander abgestimmt sein (Eignungsnachweis erforderlich);
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Verwendung einer Außenfolie, um einen Kontakt insbesondere von Wasser mit dem in den Gewebeschläuchen enthaltenen Kunstharz zu verhindern;
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UV- und Dampfhärtung: bei Grundwasserinfiltration (druckabhängig) sind i. d. R. vorabdichtende Maßnahmen erforderlich;
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Anschlussanbindungen generell von innen möglich (nicht bei DN 100 und DN 150);
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I. d. R. mindestens einseitige Zugänglichkeit erforderlich oder Einsatz aus dem Hauptkanal möglich (Systemabhängig).
Vorteile
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Keine Rohrverbindungen;
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Geringe Querschnittsreduzierung;
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Sehr flexibel einsetzbar;
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Im Vergleich zu anderen Renovierungsverfahren kostengünstiger.
Nachteile
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Faltenbildung insbesondere an Bogenformteilen möglich;
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Fehleranfällig hinsichtlich der geforderten Dichtheit und Materialkennwerte, wenn Qualitätssicherungsvorgaben bei Herstellung (werkseitig und vor Ort), Installation und/oder Aushärtung nicht konsequent eingehalten werden;
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Dampfhärtung: Kondenswasserbildung in Unterbogenbereichen mit der Gefahr einer unzureichenden Aushärtung (Maßnahmen zur Kondenswasserableitung erforderlich);
Rechtliche und ökologische Anforderungen
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Warmwasserhärtung: eine Ableitung des Prozesswassers über Regenwasserkanäle oder die Einleitung in ein Gewässer ist unzulässig.
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Abfälle, insbesondere Trägermaterialien und Harzreste sind ordnungsgemäß zu entsorgen.
Bauzeit
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Systemabhängig, ein bis zwei Linerinstallationen pro Arbeitstag möglich;
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Verzögerungen durch umfangreiche Fräsleistungen zur Hindernisbeseitigung;
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Die Aushärtungszeit von Harz kann bei Umgebungstemperatur bis zu 8 h dauern.
Zusätzliche technische Vertragsbedingungen zur Qualitätssicherung
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DWA-Merkblatt [DWA-M 144-3] „Renovierung mit Schlauchlining-Verfahren“ bzw. VSB-Empfehlung Nr. 7 „Schlauchlining in Leitungen“ (vgl. Anh. A-6.1.2).
Leistungsbeschreibung
Vorarbeiten
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Kalibrierung zur Ermittlung des Rohrquerschnittes und Ermittlung der Leitungslänge
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Hindernisse beseitigen
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Reinigung
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Ggf. Einmessen der Anschlüsse
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Abflusslenkung während des gesamten Einbau- und Härtungsvorganges.
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Ggf. Einbau Preliner als Außenfolie
Hauptposition
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Linereinbau und Aushärtung (Positionskriterien: Nennweite, Länge, statische Erfordernisse, ggf. Härtungsverfahren)
Nacharbeiten
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Dichtheitsprüfung;
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Anschlussöffnung (i. d. R. von innen);
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Schachtanbindung und Ringspaltverschluss.
Bauüberwachung
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Auf die VSB-Empfehlung Nr. 0.6 „Risikobewertung Kanalsanierung“ wird verwiesen, hinsichtlich der technikspezifisch bestehenden Ausführungsrisiken, die durch die Bauüberwachung minimiert werden können;
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Sämtliche qualitätsrelevanten Arbeitsschritte (z. B. gemäß ZTV oder Verfahrenshandbuch RAL-GZ für S27.1 bis S27.3-Verfahren) müssen kontinuierlich überprüft werden;
Aufgrund der hohen Fehleranfälligkeit sind insbesondere folgende Arbeitsschritte und Kontrollen erforderlich:
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Vor Linereinbau zu überprüfen: Leitungen müssen stets hindernisfrei sein;
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Funktion der Abflusslenkungseinrichtungen im Haupt- und Anschlussrohr;
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Überwachung Installationsprozess bis Härtungsbeginn;
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Daten zum Härtungsprozess (Zeitverläufe, Geschwindigkeiten, Temperaturen etc.);
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Überwachung Probeentnahme und Übernahme Probestück zur Weiterleitung an Prüfinstitut (AG);
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Zur Prüfung auf Abnahmefähigkeit (Solleigenschaften) ist grundsätzlich eine Materialprobe je Linerinstallation bzw. -härtung erforderlich. Zumeist genügen im Leitungsbereich kleine Probestücke, um die Materialgüte prüfen zu können (insbesondere bei EP-Harzsystemen). Die Beprobung sollte direkt vom Auftraggeber veranlasst werden.
Qualitätsnachweise
Für die eingesetzten Materialien und Baustoffe
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch z. B. nach RAL-GZ 961 für S27.1 bis S27.3-Verfahren.
Für das Sanierungssystem
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Gemäß DIBt-Zulassung, ZTV bzw. Verfahrenshandbuch z. B. nach RAL-GZ 961 für S27.1 bis S27.3-Verfahren.
Für die Arbeitsabläufe
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Gemäß ZTV-Vorgaben bzw. Verfahrenshandbuch nach z. B. RAL-GZ 961 für S27.1 bis 27.3-Verfahren.